Taube Gebärdensprachdolmetschende sind Mitglieder einer sprachlichen Minderheit und verfügen über einzigartige Fähigkeiten, die sowohl auf ihren sprachlichen Kompetenzen als auch auf ihren persönlichen Lebenserfahrungen innerhalb der Gebärdensprach- und Kulturgemeinschaft beruhen.
Als Personen mit Gebärdensprache als Erstsprache haben sie eine innige Verbindung zu ihrer Sprach- und Kulturgemeinschaft entwickelt und besitzen intuitives Wissen über extralinguistische Aspekte, das als „Deaf Extralinguistic Knowledge“ (DELK) bekannt ist.
Im Vergleich zu hörenden Dolmetschenden, die die Deutsche bzw. Österreichische Gebärdensprache meistens als Fremdsprachen erlernen, verfügen taube Dolmetschende über besondere Qualifikationen. Sie sind in der Lage, die sprachspezifischen Eigenschaften der Gebärdensprachen, wie Ikonizität, Constructed Action und Dialekte, nuancierter wahrzunehmen und gezielter einzusetzen.
Diese fundierten Kenntnisse ermöglichen es ihnen, beim Dolmetschen natürlichere Ergebnisse zu erzielen und somit ein höheres Maß an Verständnis zu gewährleisten.
Dank ihres tiefen Verständnisses für die Sprache und Kultur der tauben Gemeinschaft können taube Dolmetschenden eine bedeutungsvolle Brücke zwischen hörenden und tauben Menschen schlagen. Ihre einzigartige Perspektive und ihre herausragenden Fähigkeiten machen sie zu wichtigen Vermittlungspersonen in unterschiedlichen Kommunikationssituationen.
Als Dolmetschenden, die ihre eigene Sprach- und Kulturgemeinschaft repräsentieren, spielen sie eine unverzichtbare Rolle bei der Förderung der barrierefreien Kommunikation und der Gewährleistung von Chancengleichheit für taube Menschen.
Die Arbeit tauber Dolmetschenden geht über die bloße Übertragung von Informationen hinaus. Sie sind Botschaft überbringende Personen für kulturelle Vielfalt und Inklusion, die dazu beitragen, Barrieren abzubauen und eine gerechte Teilhabe für alle zu ermöglichen. Ihre Kompetenzen und ihr Engagement machen sie zu wertvollen Akteuren in einer inklusiven Gesellschaft.